Schloss Favorite im Herbst

Reiseblog - Schloss Favorite - Schloss und Teich
Reiseblog – Schloss Favorite – Schloss und Teich

Weiter geht’s nach ein paar Monaten Zwangspause, worauf ich später noch eingehen werde. Im Wesentlichen schreibe ich heute über das baden-württembergische „Schloss Favorite“ bei Rastatt, wo ich per Zufall hergefunden habe und und eine ausgesprochen merkwürdige Begegnung.

Am Freitag, den 14. November brach ich nach meiner langen Zwangspause in Düsseldorf wieder auf. Das Wohnmobil hatte einige Veränderungen erfahren und ist zwei Tage vorher über den TÜV gekommen, ein einziger Kampf. Mein erstes Ziel war Oberstdorf in Bayern, wo ich einen alten Freund besuchen wollte. Nun hat sich bei meinen Fahrgewohnheiten nichts geändert und ich fahre maximal 200 Kilometer pro Tag, eher weniger.

Die Tage sind kurz, um 17:00 Uhr ist es schon dunkel. Dank der App „Park4Night“ (P4N) wage ich es, im Dunkeln an einen Platz zu fahren. Ich hatte es in zwei Tagen bis Stuttgart geschafft und suchte in der Nähe einen ruhigen Platz. Mit P4N fand ich einen Parkplatz am Schloss Favorite, welcher gut und auch ruhig zum Übernachten empfohlen wurde.

Reiseblog - Schloss Favorite - Park
Reiseblog – Schloss Favorite – Park

Ich kam gegen 18:00 Uhr dort an und fand direkt einen geeigneten Stellplatz. Vor dem Abendessen wollte ich noch einen Spaziergang im Schlossgarten machen, damit meine Dackelprinzessin auch noch etwas Bewegung hatte.

Ich stieg aus und Lotte lief direkt zu einem einzelnen Mann ca. 20 Meter entfernt, der gerade aus seinem Auto gestiegen war. Er grüßte mich und wir kamen ins Gespräch. Er wollte auch noch ein paar Schritte gehen, also gingen wir zusammen.

Wir unterhielten uns über Allerlei und er erzählte, er sei vor 30 Jahren als Flüchtling aus Serbien gekommen und habe jetzt die deutsche Staatsangehörigkeit. Als wir zum Wohnmobil zurückkamen wurde es dann langsam merkwürdig. Er fragte mich, was ich essen wolle. Ich antwortete, eine Linsensuppe. Er schaute mich an und sagte dann, ich könne doch keine Linsensuppe essen. Ich sollte etwas „Richtiges“ essen. Er habe schon gegessen, aber er wolle mich einladen in ein Lokal, ich sollte mit zu seinem Auto kommen und er würde dann fahren, damit ich das Wohnmobil stehen lassen könne. Jetzt läuft es dem Leser eiskalt den Rücken runter.

Die ganze Situation wurde immer skurriler. Da stand ein mir völlig fremder Typ, dessen Namen ich noch nicht mal kannte und wollte mich zum Essen einladen. Aber er selbst wollte nichts essen. Ich bin kein ängstlicher Mensch, aber ich fühlte mich ein wenig wie in der Serie „Devil in Disguise“. Die Serie dreht sich um einen Massenmörder in Amerika, der junge Männer in sein Haus lockte, sie meist vergewaltigte und dann umbrachte. Die Serie ist nicht fiktiv, sondern eine wahre Geschichte.

Reiseblog - Schloss Favorite - Park 4
Reiseblog – Schloss Favorite – Park 4

Ich lehnte seine Einladung ab, aber er gab erst mal nicht auf. Er wurde immer penetranter, bis ich dann mit etwas mehr Nachdruck verneinte. Ok, sagte er, „dann warte ich draußen, bis du deine Linsensuppe gegessen hast und spiele etwas mit deinem Hund.“  Was für eine Situation… Ich fing an, meine Suppe zu kochen bei offener Tür. Lotte spielte draußen mit ihm, was mir auch nicht recht war. Er hätte einfach im Dunkeln mit ihr verschwinden können. Also rief ich sie nach einigen Minuten rein und aß dann ganz langsam meine Suppe, so lange hatte ich noch nie für eine Suppe gebracht. Ich schaute immer mal wieder hinaus und sah dann den Umriss des Merkwürdigen im schwachen Laternenlicht. Er wollte sich einfach nicht schleichen. Was war an mir, dass sich ein Unbekannter so an mich heftet??? Vielleicht mein tolles Aussehen oder mein angenehmer Körpergeruch nach zwei Tagen nicht duschen?

Reiseblog-Schloss-Favorite-Karpfenteich.jpg
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Als ich aufgegessen hatte, ging ich wieder raus und setzte mich auf meine Türstufe. Es ging weiter: Nun wollte er mit mir irgendwo etwas trinken gehen und lud mich ein, sein Autohaus in der Nähe zu besuchen. Ich sagte, ich sei müde und wolle bald schlafen gehen. Dann kam er mir ganz nah, so nah, wie es Mitteleuropäer nie tun. Er brach ein ungeschriebenen Gesetze: Immer Abstand von 1 1/2 Armlängen halten. Ich wich nicht zurück und konnte seinen Atem riechen – ekelig! Ich fragte in das nur wenige Zentimeter entfernte Gesicht: „Wieso kommst du mir so nah?“ Er antwortete: „Ich komme dir gar nicht nah.“ Jetzt fing ich langsam an wütend zu werden. Ich verschwendete hier meine Zeit im Dunkeln mit diesem Hirni und hätte schon längst mit tollem Erziehungsfernsehen meinen Geist „vielfältig“ erweitern können.

 

 

Reiseblog - Schloss Favorite - kleiner Wasserfall
Reiseblog – Schloss Favorite – kleiner Wasserfall

Er merkte dann bald, dass er nicht weiter kam und trollte sich irgendwann. Entspannung machte sich in mir breit und ich konnte den schönen Teil des Abends beginnen: Ein wenig Glotze mit einem Glas Wein und hochgelegten Füßen. Aber die Geschichte war noch nicht zu Ende.

Ich schlief hervorragend auf diesem Schlossparkplatz. Aber dann wurde ich jäh geweckt: Gegen 08:30 Uhr klopfte es leise an der Tür. Das waren keine Polizisten, die mich verjagen wollten; die würden lauter klopfen. Nein, das war etwas anderes. Ich zog das Kissen über den Kopf. Es klopfte nochmal. Ich spielte „toter Mann“ und verharrte still… Dann klopfte es ein drittes Mal, ich rief laut: „Was ist das denn für eine Scheiße hier, welche Spasti macht mich so früh wach?“ Wenige Augenblicke später hörte ich leise ein Auto davon fahren. Bei einem Blick hinaus sah ich, dass es der Typ von gestern Abend war. Eine merkwürdige Begegnung, aber sie war wohl überstanden. Mehr als zwei Stunden wollte ich hier nicht mehr verbringen.

Reiseblog - Schloss Favorite - Fischteich
Reiseblog – Schloss Favorite – Fischteich

Da ich schon wach war, machte ich mich fertig für einen Spaziergang. Der Sonntag war ein wunderschöner Herbsttag, leicht bewölkt, aber trocken. Ich ging zunächst zum Schloss, das zwar geschlossen war, aber wunderschön dastand, zwischen den Bäumen im Herbstlaub mit seinen Orangerien. Lotte und ich machten einen ausführlichen Spaziergang durch den Schlosspark, der für die Öffentlichkeit zugänglich war. Es gab ein paar Spaziergänger, die alle höflich grüßten. Lotte genoss sichtlich das Herumtollen im Laub. Es gab zwei Teiche und einen kleinen Wasserfall, alles sehr herzerwärmend.

 

 

Reiseblog - Schloss Favorite - Park 3
Reiseblog – Schloss Favorite – Park 3

Jetzt musste ich nur noch frische Brötchen in dem kleinen Schlosscafé bekommen. Ich hatte gelesen, dass man dort am Sonntag sehr gut frühstücken konnte. Es war gut besucht. Hinter dem Eingang gab es eine Auslage mit Kuchen. Ich fragte nach frischen Brötchen. Leider gab es keine zum Verkauf, nur Kuchen. Ok, dachte ich, aber dann sah ich einen Berg von handgemachten Pralinen. Es gab welche mit einer Kirsche, mit Nougat, mit Marzipan und noch einige andere. Ich sagte der Verkäuferin: „Gut, dann will ich nur davon einige haben: Zwei davon, zwei davon und noch zwei davon.“, bis etwa zehn in einer kleinen Tüte waren. „Wieviel muss ich bezahlen?“ Sie wog das Tütchen und sagte dann: „€ 15,30.“ „Oh“, antwortete ich, „das ist aber ordentlich!“ Ich ärgerte mich über mich selbst. Wieder der alte Fehler: Erst bestellt und dann über den Preis geschockt. Wer nicht hören will muss büßen. Ich zahlte freundlich und ging mit meinen Pralinen zum Wohnmobil zurück. Das waren meine Erlebnisse beim Schloss Favorite.

 

Reiseblog - Schloss Favorite - Park 2
Reiseblog – Schloss Favorite – Park 2

Noch ein paar Worte zum Schloss selbst: Es wurde zwischen 1710 und 1730 durch die Markgräfin Sibylla Augusta von Baden-Baden erbaut. Der Name leitet sich aus dem französischen ab: Liebling. Es diente als „Lustschloss“ für fürstliche Vergnügungen und die Jagd auf dem Land. Genaueres könnt ihr bei Wikipedia nachlesen. Wer einmal in der Nähe von Rastatt ist, sollte es sich ansehen. Auch wenn es geschlossen ist, wird ein Spaziergang durch den Schlosspark unvergesslich. Auch, ich kann nicht anders, weil es dort keine arabischen Großfamilien gibt, die grillen und ihren Müll rumliegen lassen. Ich bin mal wieder gespannt auf die Kommentare diesbezüglich. Das erste, was kommen wird, ist bestimmt „Nazi“. Und es folgen: „Ausländerfeind, „Putinfreund“ und „homophob“. Wobei sie da alle recht haben…

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