Von den Alpen bis Petriano an der Adria

Reiseblog - Petriano Weihnachtsbaum
Reiseblog – Petriano Weihnachtsbaum

Nun bin ich erst bis Petriano in den Apenninen gekommen, ein kleines Bergdorf in der Nähe der Adriaküste und circa eine Stunde südlich von San Marino. Wie ich im letzten Artikel „Schloss Favorite“ geschrieben habe, bin ich am 14. November von Düsseldorf gestartet. Mit dem Zwischenstopp am Schloss fuhr ich schnell weiter in die südlichste Stadt Deutschlands, nach Oberstdorf. Ich wollte dort einen meiner ältesten Freunde besuchen, den düsserldorfer Stadtmeister im Feiern. Er ist vor 2 Jahren nach Oberstdorf gezogen und – ach Wunder -, er genießt hier die Bergluft und Ruhe. Wie sich die Zeiten ändern…

Ich blieb zwei Nächte und wollte dann Richtung Süditalien, wo es deutlich wärmer war, als hier im ersten Schnee. Bei Garmisch-Partenkirchen überquerte ich die Grenze nach Österreich und fuhr mautfrei Richtung  Südwesten ausschließlich Landstraße. Ich kam gut voran und übernachtete in der Nähe des Reschenpasses. Dort überquerte ich die Grenze zu Italien. Hier lag überall Schnee und es war kalt. Dummerweise ging die Motorheizung nicht und ich musste mich beim Fahren warm anziehen. Das war das erste Problem, um welches ich mich kümmern wollte.

Reiseblog - Petriano einsame Kapelle
Reiseblog – Petriano einsame Kapelle

Nach drei Tagen erreichte ich Bozen, kaufte kurz ein paar Sachen ein und fuhr dann hoch in die Dolomiten östlich von Bozen. Ich hatte dort einen einsamen Wanderparkplatz gefunden, unterhalb eines kleinen Skiliftes. Die Straßen waren alle gut geräumt vom Schnee, der große Waldparkplatz jedoch nicht. Ich fahre immer mit Ganzjahresreifen, um sie nicht wechseln zu müssen und auf solche Verhältnisse vorbereitet zu sein. Vorsichtig tastete ich mich in den Schnee vor und ich war überrascht: Die Reifen griffen gut und zogen durch den hohen Schnee.

Reiseblog - Dolomiten Lotte vor Skilift
Reiseblog – Dolomiten Lotte vor Skilift

Ich wollte hier die Nacht verbringen und richtete mich häuslich ein. Aber zu früh gefreut: Auf einmal raste ein Irrer ganz dicht an mir vorbei. Ich konnte nicht nach draußen sehen, ich hatte ja überall den Thermoschutz  vor die Scheiben gemacht. Also öffnete ich ein Fenster und sah einen halbstarken in seiner kleinen frisierten Kiste wilde Slids über den Parkplatz fahren. Er hielt sich dran und verließ den Parkplatz erst nach einer halben Stunde.

Reiseblog - Dolomiten - Lotte im Schnee 1
Reiseblog – Dolomiten – Lotte im Schnee 1

Ich dachte, ok, überstanden, jetzt wird es bestimmt ruhig. Man kann sich denken, was jetzt kommt: Auf einmal fuhr nicht ein Irrer auf dem Parkplatz wild herum, nein, vier von den Hirnis. Irgendwann machte einer dieser Deppen eine Schleuderwende ganz nah am Womo. Ich ging nach draußen und sagte ihm, ich hätte nichts gegen seine Abenteuerlust und Zerstörungswut, aber bitte ein wenig weiter entfernt. Der wurde dann noch frech, das Übernachten sei hier verboten. Ich konterte, dass aber seine Fahrexperimente außerhalb einer Rallystrecke mit Sicherheit erlaubt seien. Dann wurde es etwas ruhiger.

Reiseblog - Dolomiten - Lotte im Schnee 2
Reiseblog – Dolomiten – Lotte im Schnee 2

Etwas später, gegen 19:00 Uhr klopfte es an die Tür. Ich öffnete das Seitenfenseter und erwartete eine Carabinieri-Streife. Aber nein, vor dem Fenster stand ein junger Typ und hielt mir einen Obstkorb entgegen. Er sagte, das sei vorab eine kleine Entschuldigung für den kommenden Lärm bis Mitternacht. Ich solle es als Geschenk nehmen, eine Flasche selbstgemachter Apfelsaft seiner Schwester sei auch dabei. Hier würde gleich ein kleines Konzert stattfinden, erklärte er. Ich bedankte mich herzlich für seine Höflichkeit und nahm den Apfelsaft, der nebenbei gesagt sehr gut schmeckte.

Reiseblog - Dolomiten im Schnee
Reiseblog – Dolomiten im Schnee

Dumme Situation, ich hatte das Wohnmobil schon abendtauglich gemacht und saß vor der Glotze. Nun wurde es schwierig in der Dunkelheit noch einen geeigneten Platz zum Übernachten zu finden. Ich baute alles zurück und machte mich fahrfertig. Es dauerte einige Zeit, bis ich einen geeigneten Platz zum Übernachten fand. Und ohne Park4Night hätte ich wahrscheinlich gar keinen gefunden. Aber der war gut: Im nächsten Dorf am Ortsrand neben einer Sportanlage. Die Nacht war gerettet.

Reiseblog - Dolomiten - Lotte im Schnee 3
Reiseblog – Dolomiten – Lotte im Schnee 3

Am nächsten Morgen machte ich nach dem Frühstück mit Lotte einen kleinen Spaziergang. Ich stand am südlichen Rand der Dolomiten und blickte auf die Poebene Richtung Adria hinunter. Dieser Teil der südlichen Alpen gehörte zu Südtirol. Hier sprach man noch Deutsch. Die Sprachgrenze zu italienisch war unten am Fuß der Berge, wo die Poebene anfing. Bei klarer Sicht konnte man von hier oben wahrscheinlich bis Venedig sehen, aber heute nicht.

Reiseblog - San Marino Weihnachtsbaum
Reiseblog – San Marino Weihnachtsbaum

Italien war nicht neu für mich, aber mein letzter Besuch war schon einige Jahre her. Ich musste mich erst einmal etwas orientieren nach Spritpreisen, Lebensmitteln und Gas auffüllen. Ich fand auf meiner Route einen Lidl und ging einkaufen. Es ist immer wieder ein Abenteuer, in einem mehr oder weniger fremden Land einkaufen zu gehen. Obwohl es Lidl war, welcher ja deutsche Wurzeln hatte, war das Sortiment immer anders, an die hiesigen Gewohnheiten angepasst. Den am  besten sortierten Lidl fand ich in Frankreich, wo es am meisten Vielfalt gab. Naja, es heißt nicht umsonst: Essen wie Gott in Frankreich!

Reiseblog - San Marino Eisbahn
Reiseblog – San Marino Eisbahn

Aber hier gab es auch alles, um satt zu werden. Die Spritpreise sind nur unwesentlich höher, als in Deutschland. Es gibt hier billige und teure Tankstellen, man muss halt ein wenig suchen. Aber mit dem Gastanken, das war neu für mich: Autogas ist um ein Drittel billiger als in Deutschland. Die Tankstellen haben aber zur Mittagszeit und an Wochenenden nur Selbstbedienung mit einem Kartenautomat. Gas selbst tanken ist aber in Italien verboten. Das muss zwingend ein Tankwart machen. Wieder  etwas dazu gelernt.

Reiseblog - Petriano Stellplatz
Reiseblog – Petriano Stellplatz

Mein nächstes Ziel war der Zwergstaat „San Marino“. Dort angekommen entschied ich mich aufgrund des nasskalten Wetters auf einen Besuch der gleichnamigen Stadt zu verzichten und das bei besserem Wetter, vielleicht bei der Rückreise zu wiederholen. Ich hätte weit unten parken müssen und dann den Berg hinauf gehen müssen. Der Ort San Marino soll einen Besuch wert sein, liegt aber ganz oben auf einem Berg, wo die Gassen immer enger werden. Unmöglich mit dem Wohnmobil. Ich fand auf der Karte eine große Mall am Ende von San Marino und wollte dort nach Tabak schauen, ob sich der steuerfreie Kauf lohnte. Die Mall war echt schön, alle namhaften Geschäfte, ein großer Weihnachtsbaum und sogar eine kleine Eisbahn. Aber weit und breit kein Tabakladen. Na gut, dann war es wenigstens ein schöner Spaziergang mit dem Dackel.

Reiseblog - Petriano 7
Reiseblog – Petriano 7

Ich fuhr weiter hinunter Richtung Süden auf kleineren Nebenstraßen und schaffte es bis zum Abend bis zu dem Stellplatz Patriano. Hier stehe ich nun schon fast zwei Wochen, aus gutem Grund: Am Platz gibt es Strom- und Wassersäulen, alles ist umsonst. Beim Stromanschließen habe ich irgendwie einen Fehler gemacht und mir den Solarladeregler und gleich dazu den Wechselrichter zerschossen. Aber ich Hirni hatte Glück im Unglück: Ein anderer Camper, Tomaso, stellte sich als hilfsbereit heraus und bestellte mir einen neuen Laderegler. Den Wechselrichter habe ich dann selbst über Amazon.it bestellt. Man sucht sich einen Locker in der Nähe und nach wenigen Tagen kann man das Teil dort abholen. Das klappt sehr gut in Italien.

Reiseblog - Petriano 6
Reiseblog – Petriano 6

Und wo ich schon dabei war, habe ich meinen Kühler gereinigt und mit frischer Kühlflüssigkeit aufgefüllt. Die gab es beim Obi ganz in der Nähe. Meine Motorheizung geht aber immer noch nicht, was bedeutet, dass ich den Wärmetauscher ausbauen muss und ihn vielleicht ersetzen muss.

Reiseblog - Lotte im Fahrradkorb
Reiseblog – Lotte im Fahrradkorb

Aber nochmal zu dem Stellplatz Patriano: Ich bin mit Stellplätzen sehr wählerisch. Sie müssen ruhig sein, am besten weit abseits einer Hauptstraße und am besten wenig frequentiert sein. Man findet manchmal einen augenscheinlich guten Platz und dann kommt auf einmal die Dorfjuegend abends um 20:00 Uhr und beschallt einen mit Techno bis Mitternacht. Das war bei Petriano nicht der Fall, sehr ruhig, in einer Sackgasse, wo am Ende ein Kindergarten ist, von dem man aber nichts mitbekommt. Toller Ort, sehr zu empfehlen auch im Winter oder eben im Winter.

Reiseblog - Petriano 5
Reiseblog – Petriano 5

Manchmal suche ich einen Stellplatz, um dort einige Wochen zu bleiben. Ihr wisst ja, es gibt immer etwas zu reparieren. Dafür ist Petriano äußerst gut geeignet: Im Nächsten Ort, Cappone, befindet sich ein Waschsalon zum Selbstwaschen. Noch ein paar Kilometer weiter gibt es alle Supermärkte, einschließlich eines Amazon-Lockers. Und zu guter letzt findet man einen Obi-Baumarkt in der Nähe. Besser geht es nicht, wenn man eine Zeitlang bleiben will. Vielleicht verbringe ich den Rest des Winters dort, wenn ich keinen geeigneten Platz auf Sizillien finde.

Zuletzt will ich noch bemerken, dass ich die gesamte Strecke mautfrei gefahren bin. Natürlich dauert es viel länger, aber man sieht mehr.

 

 

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