
Meine Zwangspause in Düsseldorf habe ich genutzt, meine Sitzbezüge im Wohnmobil zu erneuern. Hier will ich als absoluter Nähanfänger meine Vorgehen beschreiben und anderen Mut machen, es selbst zu machen.
Mir gingen meine Polsterbezüge aus Stoff schon seit Langem auf die Nerven. Ein Bezug war etwas eingerissen und konnte auch nicht mehr genäht werden. Außerdem sammelte sich Dreck und Staub darin; und alle vier Wochen die Bezüge waschen macht reif für den Nervendoctor.

Die Idee keimte schon länger in mir: In der Türkei vor zwei Jahren traf ich an einem einsamen Strand ein deutsches Camperpärchen in einem älteren Wohnmobil. Sie waren ganz nett. Aber die Wege trennten sich schneller als gewohnt, da der männliche Teil des Pärchens so viel Unsinn redete, dass mir beinahe Gehirnkrebs drohte. Er behauptete oft Dinge, von denen er wirklich absolut keine Ahnung hatte mit einer Überzeugung, als ob sie in Stein gemeißelt seien. Aber das nur nebenbei…
Wir unterhielten uns irgendwann über unsere Polster. Er sagte dann, dass er in der Türkei neue Lederbezüge machen lassen wolle, da hier das Leder so billig sei und die Schneider gut arbeiten würden. Diese Aussage ist damals irgendwie bei mir hängen geblieben. Leider ein paar andere auch…
Nun saß ich in Düsseldorf fest, weil mir jemand das Wohnmobil demoliert hatte. Die Reparaturen dauerten…

Abends beim Fernsehen oder Essen kreiste im meinem Kopf das Projekt „Neue Bezüge“. Ich fand sehr schnell heraus, dass es gutes Kunstleder für unter € 10,- pro Quadratmeter gab. Ich suchte ein dunkles Blau und bestellte zehn Quadratmeter bei Amazon für zusammen € 70,-. Dazu eine Schuhmachernadel mit festem Garn. Ich wollte erst mal die Nadel probieren und versuchte zwei kleine Stücke aneinander zu nähen. Es war bombenfest. Aber wenn ich das so weiter machen würde, würde ich ein halbes Jahr brauchen.

Ich fragte eine Freundin, die eine uralte Nähmaschine von ihrer Mutter geerbt hatte, ob sie sich nicht mal daran versuchen wolle. Ungern, aber mir zu liebe, hat sie sich dann daran gemacht. Die Nähmaschine kam super mit dem Kunstleder klar. Sie machte das erste Rückenpolster fertig. Ich schaute ihr dabei über die Schulter und ließ mir die Nähmaschine erklären. Ich kann Anfängern aber nur davon abraten, ohne Hilfe das technische Wunderwerk einer Nähmaschine ergründen zu wollen. Ohne sachkundige Hilfe könnte man mit dieser Mission gerade verrückt werden.

Irgendwann hatte ich das mit Ober- und Unterfaden begriffen und wusste auch , wie man eine Naht verknotet: Einfach kurz zurück und wieder vor nähen, da geht nichts mehr auf.
Wie habe ich angefangen?: Zunächst muss man sich Gedanken machen, wie man die Bezüge zusammen nähen will und dementsprechend später ausschneiden. Man kann sich an den alten Bezügen orientieren. Ich würde mit einer Skizze anfangen, dann fällt es etwas einfacher und wird anschaulicher. Da ich keine Reißverschlüsse einnähen wollte, habe ich quasi Taschen genäht. Auf der Rückseite sollte der Verschluss sein. Das muss man natürlich beim Zurechtschneiden mit bedenken.

Jetzt der erste Schritt: Ich habe das Kunstleder ausgerollt mit der Vorderseite nach unten. Dann habe die Polster darauf gelegt und exakt an den Rändern aufgemalt. Wie schon erwähnt: Ihr müsst später beim Ausschneiden mehr ausschneiden für den Verschluss. Den habe ich dann mit aufgemalt und dann mit einem etwa 2 cm großem Rand die Bezüge ausgeschnitten. Später habe ich gemerkt, dass 1 cm mehr genug gewesen wäre. Man muss auch nicht so genau schneiden, man sieht das später nicht.
Danach geht es dann ans Nähen. Ich habe mit den beiden kleinen Seitenkissen angefangen. Nach einer Naht habe ich immer wieder den Bezug auf rechts gezogen und kontrolliert. Zuletzt habe ich die Zunge für die Tasche noch umgenäht und probeweise Klettband angelegt, bevor ich es ebenfalls angenäht habe. Das Klettband gibt es bei Amazon ebenfalls für kleines Geld in allen möglichen Größen und Längen. Man kann auch selbstklebendes Klettband verwenden. Damit kann man vorher probieren, ob es straff genug schließt oder nochmal versetzt werden muss.
Das war schon der ganze Zauber, vielleicht ermutigt es den Ein oder Anderen sich an diese Aufgabe zu machen. Mir hat es Spaß gemacht und das Wohnmobil wirkt jetzt innen viel feiner. Und wenn Fragen sind, meldet Euch einfach.