Das kleine Glück

Ich will heute im Reiseblog mal etwas die andere Seite von allein reisenden Campern beleuchten, Einsamkeit im Wohnmobil. Das es nicht nur Spaß und Abendteuer ist, sondern auch Einsamkeit, Alltag und Monotonie bedeutet.

Manchmal bin ich ein Gefangener meiner Stimmungen. Mal gibt es wieder Tage, an denen ich mich einsam fühle, aber nicht mehr so schlimm, wie vor 3 Jahren, als die Reise begann. Dann fange ich an, über mich zu philosophieren, wo ich herkam und wo der Weg weiter geht. Ich muss das auch im Reiseblog schreiben, da die meisten doch ein etwas einseitiges Bild vom Wohnmobilreisen haben, zumindest von meiner Art zu reisen, die nicht ganz freiwillig zustande kam.

Ich hatte vor etwa 10 Tagen eine merkwürdige Begegnung auf einem Parkplatz in Lefkada, die mich immer noch ein wenig umtreibt. Eine Dame kam zum geöffneten Seitenfensters meines Womos und sprach mich auf deutsch an. Sie fragte, welche Strecke ich nach Griechenland gefahren sei. Sie habe sich vor kurzem auch ein Wohnmobil gekauft und wolle das auch mal machen. Es entwickelte sich ein Gespräch, in welchem ich auch eine wenig von meinen Erlebnissen erzählte und von der Einsamkeit, die auch dazu gehört; sie ist ein Teil von mir, mit dem ich umgehen muss.

Sie antwortete darauf: „Das ist aber eine Klage auf hohem Niveau“,

Irgendwie einfältig und wenig empathisch, diese Worte. Kann sie in mich hineinschauen, meine Gefühle, Empfindungen und Bedürfnisse sehen?

Viele stellen sich vor, der reist seit über 3 Jahren mit Lotte durch die Gegend, besser kann es doch nicht sein.

Könnt ihr euch vorstellen, dass das einfach auch einsam sein kann? Dass es jeden Tag auf das Neue einen guten Platz zum Übernachten zu finden ganz erschöpfend sein kann; Frischwasser muss ich alle paar Tage irgendwo herbekommen; Lotte muss versorgt sein; es wird ein Stück weit Alltag, ich muss einkaufen, Wäsche waschen, kochen, und bin dem Wetter ausgeliefert. Wenn es 35 Grad hat, gibt es keinen kühlen Raum, in welchen man flüchten kann; wenn es regnet habe ich 5 qm, in denen ich mich bewegen kann.

Die Menschen sehen das meist aus ihrer Sicht, 4 Wochen Urlaub im Jahr zu haben und dann mit dem Camper in die große weite Welt.

Wieso machen sie es einfach nicht, wie ich? Lösen alles auf und werden Nomade. Weil alle genau wissen, dass es wunderschön ist, einen roten Punkt auf der Landkarte zu haben, den man sein „zu Hause“ nennt; an dem man sich verkriechen kann und seine Sorgen ausschließen kann. Wie wunderschön ist es, eine warme Dusche zu haben, wann immer man will. Und natürlich seine Sozialkontakte. Es ist ja nicht so, dass man seine Freunde jeden Tag sehen muss. Nein, aber man könnte, wenn man wollte.

Ich habe gestern Abend lange mit einem Freund telefoniert, der mein Leben etwas nach empfinden kann. Er kennt meine Geschichte etwas genauer. Wir redeten auch über die aus unserer Sicht merkwürdigen Menschen, wie die Dame vom Parkplatz, welche etwas Empathie arm war. Jetzt nicht falsch verstehen: Empathie ist nicht zu verwechseln mit Mitleid, was viele tuen. Ich brauche und will kein Mitleid. Empathie ist Einfühlungsvermögen. 

Irgendwann ist mir aufgefallen, das diese „Lebensberater“ oder Glückscoaches“ wie zum Beispiel „Dale Carnegie“ Betrüger sind. Sie schreiben Bücher mit Anleitungen zum glücklich werden, wie: SORGE DICH NICHT, LEBE. Sie geben falsche Ratschläge und ziehen ihren unglücklichen Lesern auch ihr Bestes aus den Taschen.

Lieber Dale Carnegie: Das ist deine Art zum glücklich werden, die steht nur ganz exklusiv dir zu Verfügung. Das ist nicht meine Art oder die der meisten anderen.

Man findet sein Glück nur in sich selbst, auf seine eigene Art und Weise. Ich weiß, dass es oft schwer ist, überhaupt zu erkennen, was man tun muss, um Glück zu empfinden. Wenn es gar nicht klappt, gibt es ja noch Profis, an die man sich wenden kann. Aber nicht an diese selbst ernannten Lebensberater, das sind alles gefährliche Quacksalber, die nur Profit machen wollen. In diese Schublade stecke ich mittlerweile auch die Esoteriker, Wunderheiler, Lebenscoaches usw… Das sind in meinen Augen Rattenfänger. Dort findet man allenfalls vorübergehend eine gewisse Befriedigung. Ich wiederhole mich: Die eigene Zufriedenheit findet man nur in sich. Der Weg ist steinig und lang, aber wer es versucht, in sich hinein zu schauen und dort zu suchen, der wird am Ende belohnt. 

Nun zu meinem „kleinen Glück“. Bei mir sind es meist so ganz kleine Dinge, die mich glücklich machen.

Ich habe in meinem Womo nie wirklich ein funktionierendes Radio gehabt, und ich liebe Musik. Vor ein paar Wochen habe ich dann für kleines Geld in Deutschland ein neues Radio und eine Antenne gekauft. Ich habe beides eingebaut, war aber immer zu faul, meine Musik auf eine SD-Karte zu kopieren und in das Radio zu stecken. Das habe ich dann endlich heute morgen gemacht. Nach einem wahnsinnigen Gefummel klappte es dann: Van Morrison sang passend „No Guru No Method No Teacher„.

Es geht immer weiter, kleines Glück….

1 Gedanke zu „Das kleine Glück“

  1. Lieber Hubertus,

    sehr berührend und ehrlich, Dein Artikel! Das kleine Glück ist wunderbar – auch wenn es manchmal schnell wieder vorbei ist. Aber das nächste kleine Glück wartet ja schon ums Eck.

    Enjoy good old Bruce Springsteen und rock beim nächsten „Born in the USA“ für mich mit…

    Liebe Grüße

    Stefan

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