Ich bin jetzt bereits bis nach Lettland gekommen. Das Wetter spielt einigermaßen mit. Zwischendurch regnet es immer mal, aber heute scheint mir die Sonne auf das leere Haupt.
Ich will aber hier über die Heiligelinde (polnisch: Swieta Lipka) in Ostpolen berichten. Heiligelinde ist ein Dorf in Masuren mit weniger als 200 Einwohnern. Dennoch steht hier eine Basilika und es ist einer der bekanntesten Marienwallfahrtsorte Polens.
Ich kam gegen Mittag dort an und parkte auf dem Busparkplatz. Ich schnappte Lotte und ihre Tasche und ging hinüber zur Basilika.
Eindrucksvoll passt sich das prächtige Gotteshaus in die Landschaft ein. Gleich daneben befinden sich Klostergebäude des Jesuitenordens, der die Basilika baute. Die Mönche sind hier immer noch anwesend und achten mit Argusaugen darauf, dass ich mich an das Hundeverbot halte.
Einen Moment war keiner der bös dreinblickenden Mönche zu sehen. Ich steckte Lotte in ihre Tragetasche und ging hinein.
Dort gab es zufällig eine deutsche Gruppe von ca. 10 Personen, welche gerade eine Führung durch die Basilika erhielt. Während einer kurzen Pause der Vortragenden (ich wollte erst das Wort „Führerin“ benutzen, aber dann wäre ich wieder als Nazi beschimpft worden) fragte ich, ob ich mithören darf. Sie antwortete, dass sei eine geschlossene Gruppe. Aber wenn alle Anderen einverstanden seien, wieso nicht…
Ich erwiderte: „Soll ich jetzt jeden fragen?“ Gelächter unter den Mithörenden. Eine junge Frau sagte dann, ich sei willkommen.
Die Führung war interessant, aber leider habe ich nicht viel behalten. Außer, dass die Innenwände mit optischen Täuschungen spielten. Da war an der Kirchendecke eine Geländer gemalt, hinter welchem 3 Männer standen. Es war eine typische mittelalterliche Darstellung. Einer der drei Männer zeigte mit einem ausgestreckten Zeigefinger nach unten. Der Witz war dabei, egal wo man sich in der Basilika befand, der Finger zeigte immer auf mich.
Oder die Säulen im Inneren: Es sieht so aus, als ob diese vertikal verlaufende Fugen hätten. Wenn man aber darüberstreicht, sind sie glatt.
Nach der Führung fragte außerhalb noch jemand, was ein bestimmtes Schild an der Außenmauer zu bedeuten habe. Ich fragte, ob ich das erklären dürfte, was mir gestattet wurde. Das war der Hinweis, dass diese Kirche im Jahr 1983 durch Pabst Johannes Paul dem II. zur „Basilika minor“ erhoben wurde.
Ihr erinnert euch: Ich habe in dem Artikel „Die schwarze Madonna von Montserrat“ darüber geschrieben, was die Unterschiede zwischen zum Beispiel einer Basilika, einer Kathedrale oder einem Dom sind. Später las ich noch einmal nach, was der Unterschied zwischen einer „Basilika minor“ und einer „Basilika maior“ ist: Basilikae maiores sind die ranghöchsten römisch-katholischen Kirchen. Es gibt davon nur 4 weltweit, alle befinden sich in Rom. In diesen Kirchen darf ausschließlich der Pabst oder eine von ihm bestimmte Person die heilige Messe halten.
Ich erklärte es, was den polnischen Reiseleiter aufmerksam werden ließ. Ich sprach mich später an und war ganz interessiert an meiner Geschichte und meiner Reise. Er führte diese Gruppe, die eine Woche Wanderurlaub in Masuren machte. Ich hätte gerne noch länger mit ihm geplaudert, aber die Gruppe wollte weiter.
Aber, was macht den Ort zum Pilgerort? Der Sage nach erschien einem zum Tode verurteilten in der nahen Stadt Rastenburg die Gottesmutter in der Zelle. Sie verlangte, er solle den Gottessohn schnitzen und das Kunstwerk dann an einem Baum aufhängen. Am nächsten Morgen waren die Wächter von der Schönheit der Statue so überrascht, dass sie den Verurteilten frei ließen. Auf seinem Marsch Richtung Süden kam er hier an einer Linde vorbei und hängte dort die Schnitzerei auf. Natürlich geschahen hier fortan mannigfaltig Wunder, weshalb dieser Ort sehr bald zu einem Pilgerort wurde. Was für eine Geschichte…
Ich gab der Vortragenden noch etwas Geld als Dankeschön und schaute mich noch ein wenig in dem kleinen Ort um.
Was natürlich an so einer heiligen Stätte nicht fehlen darf: Nippesbuden.