Die Möhnetalsperre und eine aktuelle Fahndung

Papenburg, den 29. Mai 2020

Ich will heute meine Erlebnisse von der Möhnetalsperre  im Reiseblog schildern, aber zunächst zur aktuellen Personenfahndung:

Die Fahndung

Fahndungsfoto
Reiseblog: Fahndungsfoto

Gefahndet wird nach einem kriminellen Verstoß gegen die Corona-Maßnahmen nach einer vermutlich männlichen Person, geschehen am 28.05.2020 zu Ahaus:

Die Person wird wie folgt beschrieben: Ca. 180 cm groß; mittellanges braunes gelocktes Haar; schlanke Figur; vermutlich kein Migranten-Hintergrund, die Person sprach akzentfrei deutsch (sehr selten); billige Kleidung; insgesamt ungepflegtes Erscheinungsbild; die Person ist als gefährlich einzustufen, da sie sich über die Richtlinien der „Dicken“ aus Berlin hinwegsetzte.

Möhnetalsperre 1
Reiseblog: MTS 1

Ich bin vorgestern vom Rheinland aufgebrochen in Richtung Niederrhein und Emsland. Es gab gestern einen kurzen Halt bei Lottes Geburtsort, dem Dackelzüchter Leiking in Vreden, über welchen ich ausführlich im Artikel Lotte’s Kreißsaal und ein gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehrgeschrieben habe. Danach fuhr ich nach Ahaus und fand dort einen Aldi-Supermarkt. Meine Vorräte mussten aufgefrischt werden.

Der staatsfeindliche Vorfall

Jetzt kommt eine sehr lustige Geschichte (nur lustig, für wen?):

Möhnetalsperre 4
Reiseblog: MTS 4

Ich setzte meine Maske auf, ging hinein und sammelte die nötigen Lebensmittel in meiner Mehrwegtasche. Zum Schluss stellte ich mich an der Kasse an und legte meine Lebensmittel auf das Band. Als nur noch eine Kundin vor mir war, stoppte die Kassiererin das Scannen und sah mich an.

Radweg MTS
Reiseblog: MTS Radweg

Als ob sie Unteroffizier in der Wehrmacht gewesen wäre, gab sie mir einen Befehl in erhöhter Lautstärke: „Sooooo!!! Und siiiiee (ich war gemeint) gehen jetzt nach draußen und holen sich einen Einkaufswagen!“

Möhneseeturm
Reiseblog: Möhneseeturm

Ich musste zunächst erstmal in der Situation ankommen und war etwas perplex: „OK, die hat den Tag nicht so gut begonnen und heute morgen auf dem Klo wahrscheinlich einen Superman-Heft gelesen!“ Ich schaute mich um und bemerkte, dass alle anderen Anstehenden mich beobachteten.

Brücke über MTS
Reiseblog: Brücke MTS

Ich drehte mich langsam zu ihr um und gab zurück: „Das ist jetzt nicht ihr Ernst? Ich habe fünf Sachen auf dem Band liegen und brauche doch keinen Einkaufswagen.“

MTS Staumauer
Reiseblog: Staumauer

Wie aus dem Nichts erhoben sich leise Gutmensch-Gesänge um mich herum, die sangen im Kanon: „Der Mindestabstand, der Mindestabstand, der Mindestabstand!“ Der Mop raufte sich zusammen, ich musste jetzt vorsichtig sein.

Die Möhne
Reiseblog: Die Möhne

Ich überlegte kurz, ob ich den Aldi-Konzern an den Rand des Ruins treiben sollte und meine Sachen einfach liegen lasse. Ich ging hinaus. Alle dachten jetzt wahrscheinlich: „Der Mann wurde bekehrt und nimmt Abstand von der hoch kriminellen Handlung, des „Nichtbenutzens eines Einkaufswagens“. Ich ging zügig an den Einkaufswagen vorbei zum Wohnmobil und floh vom Tatort. Wer sich wohl mehr ärgerte?

Wehr an der Möhne
Reiseblog: Wehr an der Möhne

Ich musste diese Geschichte im Reiseblog unterbringen. Sehr komisch, was für Blüten diese Krise hervor zaubert.

Möhnetalsperre

Aber jetzt zu der Möhnetalsperre:

Möhnetalsperre
Reiseblog: MTS 9

Die Möhnetalsperre ist ein Erholungsgebiet etwas östlich von Dortmund, im nördlichen Sauerland. Sie gehört zur Gemeinde Möhnesee, Kreis Soest. Sie wurde in den Jahren 1908 bis 1912 gebaut.

Martin macht Pause
Reiseblog: Camperfreund Martin

Am Dienstag nach Ostern traf ich mich mir meinem Camperfreund Martin abends auf einem Parkplatz an der Möhnetalsperre. Martin lernte ich letztes Jahr in Griechenland kennen. Er war dort auch allein mit dem Wohnmobil unterwegs. Er erzählte mir, dass er die Gegend gut kenne und des Öfteren hier war.

Möhnetalsperre 7
Reiseblog: MTS 7

Auf dem Parkplatz hingen kleine Schilder mit der Aufschrift: Übernachten verboten. Wir diskutierten kurz deren Ernsthaftigkeit und beschlossen, die Schilder zu ignorieren, da sie von Niemandem unterzeichnet waren.

Möhnetalsperre 8
Reiseblog: MTS 8

Die Nacht wurde noch etwas kühl, aber es folgten dann zwei wunderschöne, warme und sonnige Tage, die ich in kurzen Sachen verbrachte.

MTS Staumauer 3
Reiseblog: MTS Staumauer 3

Am ersten Tag nahmen wir die Fahrräder und fuhren einmal um den See. Abends saßen wir lange zusammen und diskutierten, auch mal etwas hitziger. Aber ohne Stress; ich mag Menschen, die eine Freundschaft nicht in Frage stellen, wenn stark unterschiedliche Meinungen zu allen möglichen Themen auftreten. Martin gehört eindeutig zu den toleranten, weshalb ich ihn sehr schätze. Nichts desto trotz sind diese Diskussionen auch anregend.

Lotte schaut aus dem Fahrradkorb
Reiseblog: Lotte im Korb

Am Tag 2 ließen wir es etwas langsamer angehen und wollten gegen Mittag zu einer Wanderung aufbrechen. Im Laufe des Vormittags hielt ein Kleinwagen neben unseren Wohnmobilen und ein etwas dicker Mann, ca. 50 Jahre alt stieg aus. Er kam auf uns zu und sagte, er sei vom Ordnungsamt, ohne sich auszuweisen. Er fragte uns, ob wir denn die Schilder nicht gesehen hätten. Ich schwieg und dachte, Martin ist Volljurist, er solle den Konflikt lösen.

Verlaufen, Hub muss sich orientieren
Reiseblog: Orientieren

Martin schwieg auch, zunächst. Der Dicke starrte uns abwechselnd in die Augen. Irgendwann hielt Martin dem Vernehmungsdruck des Ordnungshüters nicht mehr stand und plapperte los. Naja, was soll ich sagen: Wir erhielten einen Platzverweis und sollten den Ort bis 20:00 Uhr verlassen haben. Später ärgerten wir uns, dass wir den Dicken nicht um Legitimation gebeten hatten.

Möhneseeturm
Reiseblog: Möhneseeturm

Eine merkwürdige Sache: Ich verstehe nicht, wie das Virus aufgehalten werden kann, wenn Parkplätze nicht geschlossen werden, aber das Übernachten verboten wird. Vielleicht gehen die Amtsträger im Kreis Soest davon aus, dass sich das Virus nachts aggressiver verbreitet und durchaus in der Lage ist, von Womo zu Womo zu springen. Oder auf den Parkplätzen finden illegale chinesische Wildtiermärkte statt und diese sollen besser kontrolliert werden. Man weiß nichts Genaues.

Martin fotografiert Lotte
Reiseblog: Martin fotografiert

Sollte ein Leser eine plausible Idee oder Erklärung dafür haben, ich würde mich freuen, wenn er sie als Kommentar hinterlässt.

Lotte kühlt sich ab
Reiseblog: Abkühlung

Wir machten dann also unsere Wanderung in der Nähe der Talsperre bei fast zu warmen Temperaturen. Lotte hatte irgendwann keine Lust mehr und wollte ein Stück getragen werden, was der Chef auch sofort macht.

Möhnetal
Reiseblog: Möhnetal

Am Abend verlegten wir dann auf einen Wanderparkplatz etwas südlich von der Talsperre. Das Witzige war, dass im gleichen Landkreis dort keine Verbotsschilder hingen und der Platz an einem Bachlauf viel schöner gelegen war. Wir verbrachten unbehelligt die Nacht dort. Am nächsten Morgen trennten sich dann unsere Wege wieder, Martin fuhr nach Hause und ich nach Düsseldorf.

MTS 10
Reiseblog: MTS10

Vor 4 Tagen, bevor ich in den Norden aufgebrochen bin, übernachtete ich noch einmal an der Möhnetalsperre. Ich fand einige Kilometer unterhalb der Staumauer am Wanderparkplatz Himmelpforten. Ich grillte abends. Am nächsten Morgen entschloss ich mich eine Wanderung durch das schöne Möhnetal Richtung Staumauer zu machen. Ein Rundkurs führte durch das Tal zum Ausgleichsbecken und auf der anderen Seite des Tals wieder zurück. Das Wetter war gut und die Wanderung eine Bereicherung. Als ich nach 2 Stunden zurück war, schaute ich nochmal auf die Wanderkarte. Ich wollte wissen, was die Himmelspforte war. Sie war nur einige Meter durch ein Wäldchen entfernt.

Ruine der Kirche Himmelpforten
Reiseblog: Kirche Himmelpforten

Ich ging also durch das Wäldchen und stieß auf die Überreste einer Kirche und einer Gedenkstätte.

Auf einer Gedenktafel stand, dass die Himmelpforte ein Frauen-Kloster des Zisterzienserordens war, welches am 17.07.1246 gegründet wurde.

Gedenktafel KLoster Himmelpforten
Reiseblog: Gedenktafel

Weshalb waren aber nur noch Umrisse der Kirche zu sehen? Am 17.05.1943 schafften es zwei englische Bomberpiloten, ihre Bomben so exakt abzuwerfen, dass die damalige Staumauer kollabierte. Das 5 Kilometer entfernte Kloster Himmelpforte wurde einfach hinweg gerissen. Tausende kamen dabei um ihr Leben. Die Wassermassen erreichten wenig später das Ruhrgebiet. Ein trauriger Abschluss meiner Wanderung.

Bis demnächst…

5 Gedanken zu „Die Möhnetalsperre und eine aktuelle Fahndung“

  1. Hallo Hub
    für deine Gastfreundschaft möchte ich mich noch einmal bedanken. Das Fleisch und die Krakauer vom Grill waren ausgezeichnet!
    Das, was ich von dir erfahren durfte, wie es zu deiner Reise im Wohnmobil kam, ist sehr bewegend! Ich bewundere deinen Mut, diesen Schritt gegangen zu sein!
    Ich wünsche dir und Lotte alles Gute, wohin auch immer es euch treiben wird.
    Wenn ich mich mal revangieren kann für die freundliche Aufnahme an deinem WoMo – lass es mich wissen.
    Liebe Grüße, Sabine

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  2. Huhu Lotte und Herrchen, habe mich gerade köstlich amüsiert. Wunderbar dieses Kasperltheater überall. Auch bei uns im Norden geht es lustig zu. Wenn Du bald Deine Hundefreundin Holly (ehemals Linda) besuchen kommst, vergiss nicht die Maske und ausreichend Abstand!!! einzuhalten. Ach ne, ich glaube Hunde brauchen (noch) keine Coronaregeln einhalten. Wir freuen uns sehr Euch bald in Tetenhusen begrüßen zu können. Holly, Bubi, Luna und der zweibeinige Anhang.

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  3. Wer lesen kann ist glatt im Vorteil !!!!
    Am Eingang deines Aldi stand mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit , der Hinweis, nur mit Einkaufswagen einkaufen.
    Nicht jede Regel die man nicht versteht, muß unbedingt sinnlos sein. grins grins.
    Liebe Grüße an den Aufmüpfigen und seinen Dackel.
    Der „böse“ Otto
    Nur zur Info:
    Fahre nächsten Monat in die (an die) Masuren.

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