Abtei Fontenay

Ein Besuch im Zisterzienserkloster Fontenay. Aber vorher noch zu meinem schaurigen gestern Abend:

Ich habe gestern Abend einen netten Ort zum Übernachten gefunden, Colmier-Le-Haut. Ich stand auf dem kleinen Platz unterhalb der gelben Markierung „D428“.

Es war niemand auf der Straße zu sehen, selten fuhr mal ein Auto vorbei. Ab 18:00 Uhr war es stockduster und empfindlich kalt draußen. Ich hatte es im Wohnmobil gemütlich warm und schaute mir im Fernsehen einen anständigen Horrorfilm an: „Der Exorzist“. Als dann die Kirchenglocken in der Dunkelheit läuteten, lief mir tatsächlich ein kleiner, angenehmer Schauer über den Rücken. Ein phantastischer Abend…

Heute morgen gegen 09:00 Uhr waren wir beide soweit, loszufahren. Lotte hatte alle „Geschäfte“ erledigt und ich war einigermaßen aufgewärmt, nach der kalten Nacht. Die Sonne schien und heizte auch langsam das Wohnmobil auf.

Gegen 12:30 Uhr erreichten wir die Abtei Fontenay Fontenay. Hierher zu kommen war kein Zufall. Ich schaute mir gestern Abend auf der Karte die weitere Strecke an und fand dabei diesen Ort als Empfehlung von Michelin.

Auf der Karte erkennt man die Abtei und links davon den großen Parkplatz.

Das Womo steht einsam auf dem großen Wiesenparkplatz der Abtei Fontenay
Reiseblog: Parkplatz Abtei Fontenay

Ich will kurz erklären, wie ich meine Ziele auswähle: Ich orientiere mich mit Michelin Straßenkarten. Der große Vorteil der „Michelin“-karten ist, dass Sehenswürdigkeiten und schöne Routen extra markiert sind. Bisher wurde ich noch nicht enttäuscht.

Ich bin kein gläubiger Mensch, dennoch beeindrucken die Gebäude, die die Religionen hervorgebracht haben immer wieder. Nicht umsonst ist das Zisterzienserkloster Fontenay Weltkulturerbe der UNESCO.

Sie wurde von dem heiligen Bernard von Clairvaux im Jahr 1118 gegründet. Sie ist eine der ältesten Abteien der Zisterzienser und direkt vom Mutterkloster Citeaux (Cistercium – Namensgeber des Ordens) hervorgegangen.

Blick auf den Bachlauf , welcher vom Kloster kommt. Im Hintergrund sieht man die Klostermauern
Reiseblog: Blick auf Abtei am Bachlauf

Ich hatte wieder Glück an diesem sonnigen Tag. Der umgebende Wald und die Bäume im Park zeigten sich in den schönsten Herbstfarben. Es war keine Wolke am Himmel zu sehen. In der Sonne war es angenehm warm.

 

 

 

Eien kleine Allee führt nach hinten, rechts und hinten sind die Abteigebäude zu sehen.
Reiseblog: Abtei innerhalb der Klostermauern

Die Zisterzienser wählten die Orte für ihre Abteien immer etwas abseits größerer Orte, an Flüssen oder Bächen, wie auch Fontenay. Sie ernährten sich mehr von Fisch als Fleisch und züchteten daher Forellen. Fontenay war ein Sumpf und musste vor dem Bau des Klosters erst trocken gelegt werden. Der Name „Fontenay“ stammt vom lateinischen „Fontanetum“, was übersetzt lt. meines Führers soviel heißt, wie: „Die auf den Quellen schwimmt“. 

 

Blick in das grüne Tal zwischen einer Maue links und einem Baum. Ein Bach schlängelt sich durch das Tal
Reiseblog: Blick in das Tal

Die Abtei hatte ihre Blütezeit im 15. Jahrhundert. Mehr als 200 Mönche lebten derzeit in der Abtei. Im 16. Jahrhundert begann der Niedergang, als die Mönche ihre Äbte nicht mehr selbst wählen durften, sondern durch königliche Gunst ernannt wurden.

 

 

 

links ist ein rundes mittelalterliches Gebäude an ein rechteckiges Angebaut. Lt. Erklärung heisst es Taubenhaus.
Reiseblog: Taubenhaus

Das runde Gebäude wurde Taubenhaus genannt. Es gab nirgendwo eine Erklärung, wie der Name entstanden ist. Die Bauweise erinnert aber an ein herkömmliches Taubenhaus, dass allerdings in der Regel aus Holz gebaut wird.

 

 

 

und mein Rauhaardackel Lotte ist auch dabei, steht auf der Wiese im Klosterpark
Reiseblog: Lotte im Klosterpark

Und dann ein kleines Wunder: Ein anderer Dackel, der Lotte fast bis auf das letzte Haar ähnelte, tobt verbotener Weise im Park bei strenger Leinenpflicht. Ich hätte so etwas Lotte selbstverständlich nicht erlaubt!

 

 

 

Das mittlere Gebäude ist die Abteikirche, sehr eindrucksvoll mit 66 Meter Länge
Reiseblog: Abtei Kirche

Auf dem Bild rechts sieht man in der Mitte die Abteikirche. Sie ist 66 Meter lang und 16,70 Meter hoch. 1139 wurde der Bau begonnen und 1147 von Papst  Eugen III geweiht.

Wenn man sie betritt, ist man überwältigt von der Größe. Ich dachte intuitiv, wie die Menschen vor 1000 Jahren es schafften, ein so gewaltiges Gebäude zu errichten, ohne die Technik von heute. Die Kirche ist völlig leer, weshalb sie noch größer wirkt. Hier wurden keine Messen mehr gefeiert, seit das Kloster im Jahr 1790 von den Zisterziensern aufgegeben wurde.

Man sieht ein hevorstehendes zweistöckiges Gebäude, welches das Gefängnis genannt wird.
Reiseblog: Das Gefängnis

Das hervorstehende Gebäude rechts wurde das Gefängnis genannt. Es ist nicht bekannt, ob dort Schätze aufbewahrt wurden oder tatsächlich Gefangene inhaftiert waren.

Die Giebelmauer ist das einzige erhaltene Element aus dem 13. Jahrhundert von dem Refektorium, also dem Speisesaal.

 

 

Einer der Teiche im Park, wo die Mönche Forellen und Karpfen züchteten
Reiseblog: Klosterteich im Park

Zur Zeit der französischen Revolution lebten hier nur noch 1 Dutzend Mönche. 1820 erwarb Elie de Montgolfier (ein Nachfahre des Erfinders des Heißluftballons) die Abtei und machte daraus eine Papierfabrik. 

 

 

 

Blich aus dem Inneren der Schmiede auf ein ca. 4 Meter durchmessendes Mühlrad, welches vom Bach außerhalb angetrieben wird. Die Holzwelle hat einen Durchmesser von ca. 50 cm und treibt einen Blasebalg an..
Reiseblog: Mühlrad mit Schmiede

Links sieht man ein Mühlrad welches den Blasebalg der Schmiede antrieb. Die Mönche fertigten hochwertige Werkzeuge aus Metall, welche in der Umgebung verkauft wurden.

 

 

 

Der Forellenteich in der Abtei. Links ist eine abfallende Mauer, von welcher ständig frisches klares Wasser zugeführt wird.
Reiseblog: Forellenteich

Im Jahr 1906 kaufte der Bankier Edouard Aynard aus Lion die Abtei seinem Schwiegervater Raymond de Montgolfier ab und ließ sie umfangreich instand setzen. Er ließ alle Gebäude der Papierfabrik abreißen. Die Abtei ist heute noch im Besitz der Familie Aynard und UNESCO Weltkulturerbe seit 1981.

 

 

Lotte steht vor dem Forellenteich des Klosters
Reiseblog: Lotte am Forellenteich

Und zu guter Letzt nochmal Lotte, die gespannt in den Forellenteich sieht. Wir hatten einen wunderschönen Herbsttag hier und wären gern über Nacht geblieben, aber das Wasser im Wohnmobil war knapp und wir mussten noch eine Quelle suchen.

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