Vom Bregenzer Wald und einem besonderen Mechaniker

Bevor ich auf die beiden Titelthemen komme, schreibe ich erstmal über meine zum Teil skurilen Erlebnisse der letzten sechs Monate.

Mir ist gerade aufgefallen, dass ich noch keinen Artikel über unserem kleineren Nachbarn Österreich geschrieben habe. Das soll sich heute ändern, wenn auch etwas spartanisch.

Nach meinem Unfall in der Gleitschirmschule im Rothaargebirge, begann für mich eine Pechsträhne, die jetzt langsam mal aufhören könnte…

Reiseblog - Bregenzer Wald 1
Reiseblog – Bregenzer Wald 1

Unmittelbar nach dem Unfall sollte ich in einem nahen Krankenhaus erstversorgt werden. Das artete dort in eine Katastrophe aus, dass ich die Reißleine zog und mit der verletzten und schmerzenden Schulter zurück nach Düsseldorf fuhr. Ich hatte ja auch Lotte an Bord; wo sollte sie hin, wenn ich operiert werden sollte?

Also fuhr ich knapp 300 Kilometer nach Düsseldorf zu einer Freundin, wo Lotte bleiben konnte. Dort abends angekommen, übergab ich sie ihrer „Patentante“ und ging direkt ins Krankenhaus. Ein junger Arzt behandelte mich und sagte nach dem Röntgen, alles sei in Ordnung, ich solle ein wenig abwarten.

Dabei übersah der „junge Gott in weiß“, dass mein rechtes Schlüsselbein einen Zentimeter höher stand, als das gesunde.

Ok, ich wartete eine Woche und entschied dann, nachdem sich nichts besserte, einen Ortophäden aufzusuchen. Ich bekam am Folgetag einen Termin und dann ging alles ganz schnell:

Reiseblog - Bregenzer Wald 2
Reiseblog – Bregenzer Wald 2

Er stellte fest, dass ich das sogenannte „Tossy 3“ hatte, alle Bänder der rechten Schulter gerissen. Das kann nur operativ wieder gerichtet werden. Mit einer Überweisung schickte er mich in das Krankenhaus, welches ich vor einer Woche besucht hatte. Dort schickte man mich aufgrund Personalmangels in die Notaufnahme. In der Notaufnahme sagte man mir, man könne mich nicht behandeln, es gäbe keinen Arzt, der das operieren könne.

Ihr könnt euch vorstellen, dass mir langsam der Kragen platzte. Die können ja nichts dafür, dass ein Herr Spahn und sein Nachfolger Herr Lauterbach das Krankensystem im besten Deutschland aller Zeiten kaputt privatiesiet haben. Die beiden Herren gehören beide vor den Richter, wegen Schädigung der Allgemeinheit. Jetzt werde ich wahrscheinlich schon vom Verfassungsschutz beobachtet. Aber ehrlich gesagt, ich weiß tatsächlich nicht, ob ich in diesem kranken Deutschland noch leben will. Ihr könnt mir glauben, die Spritpreise sind nur in Deutschland so hoch. Wir werden nach Strich und Faden verarscht. Ich bin seit einigen Tagen in Ungarn. Hier hat sich der Preis für Diesel von umgerechnet € 1,20 seitdem nicht verändert. Das gilt allerdings nicht für Ausländer. Da fragt man sich, wie der bei der EU so unbeliebte Herr Orban das nur macht mit dem stabilen Spritpreis?

Reiseblog - Bregenzer Wald 3
Reiseblog – Bregenzer Wald 3

Nach der Abfuhr im Krankenhaus hatte ich tatsächlich Glück im Unglück. Ich rief bei meinem Ortopäden an und sagte ihm, ich sei abgewiesen worden. Zwei Stunden später bekam ich einen Anruf seines Sekretariats. Er hatte sich persönlich darum gekümmert, dass ich einen Operationsplatz in der Berufsgenossenschaftsklinik Duisburg bekam. Der dortige Chirurg und Chefarzt sei ein Freund von ihm. Der Termin der OP stand auch schon fest. Ich solle morgen zur Aufnahme und zwei Tage später operiert werden.

So kam es dann auch. Ich wurde nach einem Tag entlassen, aber angewiesen, den Arm sechs Wochen ganz still zu halten. Ich kann über diese Klinik nur Gutes berichten: Es gab wirklich noch Schwestern, die sich für einen Zeit nahmen, also gefühlt ausreichend Personal. Außerdem scheint der Chirurg ein bekannter Spezialist auf seinem Gebiet zu sein.

Reiseblog - Bregenzer Wald 6
Reiseblog – Bregenzer Wald 6

Während die Tage in meinem Asyl in Düsseldorf vergingen, überlegte ich, noch einen Angriff bei einer anderen Paraglideschule zu machen und fand eine in Österreich im Bregenzer Wald. Ich buchte für Anfang August den Kompaktkurs in der Hoffnung, dass mein Arm wieder einsatzbereit war.

Ich machte Physiotherapie und der Ortopäde musste mir noch ein paar Spritzen in die Schulter geben, da ich eine Kapselentzündung hatte, die den Arm blockierte.

Anfang Juli brach ich dann zu Freunden nach Inzell im Chiemgau auf, wo ich die Zeit bis Anfang August verbringen wollte. Dort löste sich dann langsam die Blokade im Arm und er wurde wieder fast voll einsetzbar.

Und jetzt Philosophie: „Wenn nichts ist, ist nichts; aber wenn mal was ist, dann ist immer was.“

Reiseblog - Bregenzer Wald 4
Reiseblog – Bregenzer Wald 4

Ich begann also meinen Kurs im Bregenzer Wald. Der erste Tag war Theorie. Am zweiten ging es an den Übungshang und es wurde direkt geflogen, nicht weit, aber doch schon in der Luft. Und dann kam das mit dem „dann ist immer was“. Ich bekam am zweiten Tag abends eine Stirnhöhlenentzündung und konnte nicht mehr richtig schlafen. Also konnte ich mich am nächsten Tag auch nicht wirklich auf das Fliegen konzentrieren und wurde unsicher. Am vierten Tag entschied ich, abzubrechen und die Entzündung zu behandeln. Ich fuhr zurück nach Düsseldorf und brauchte einige Tage, um mich zu erholen, aber es wurde besser.

Mit der Schule hatte ich vereinbart, nach zwei Wochen einen weiteren Startversuch vorzunehmen. Also fuhr ich wieder die 600 Kilometer hinunter zum Bodensee. Vorher hatte ich Kontakt zu einer Camperfreundin aufgenommen, die ich bat, zu mir zum Paragliden zu kommen, um sich ein wenig um Lotte zu kümmern. Der Kurs dauerte jeden Tag fast neun Stunden und ich wollte Lotte nicht so lange allein lassen. Aber es kam, wie es kommen musste: Die Camperfreundin kam trotz Zusage nicht und meldete sich auch nicht mehr. Schon wieder in Bregenz an der Schule angekommen entschied ich mich, das ganze ohne ein Backup für Lotte abzubrechen.

Das waren drei Startversuche für das Paragliden, die alle schief gingen, vielleicht ein Zeichen…

Der Plan war, nach der Schule in Richtung Bulgarien zu fahren, um dort einen alten Freund aus der Ukraine zu treffen. Also tankte ich noch einmal billiger in Östereich und fuhr quer durch das Land Richtung Osten.

Und jetzt kommt der Teil mit dem Mechaniker, den der Himmel schickte: Harry!

Reiseblog - defekte Wasserpumpe
Reiseblog – defekte Wasserpumpe

 

Am 31. August, schon nahe Graz, ging meine Wasserpumpe im Wohnmobil kaputt. Ich suchte in der Nähe einen Stellplatz mit Wasserversorgung, um die Pumpe zu reparieren. Der Platz war mal wieder von anderen Campern bei „Park4Night“ mit fünf Sternen bewertet worden. Als ich dort ankam dachte ich, die müssen alle zu viel geraucht haben, der Platz war Horror. Aber zur Reparatur der Pumpe sollte es reichen. Ich zerlegte und reinigte die Pumpe, hatte aber kein Glück, da sie nach dem Einbau undicht blieb.

Enttäuscht setzte ich mich hin und suchte bei Goggle Maps ein Caravanzubehörgesschäft. Es war schon 18:00 Uhr und ich dachte, da geht sowieso keiner mehr an das Telefon. Aber ich versuchte es bei „Caravan Ramberger“ in Altendorf Nähe Graz.

Sofort ging einer an das Telefon und sagte: „Ja, solche Pumpen habe ich immer das. Ich könne jedoch vor 21:00 Uhr nicht kommen.“ Ich schluckte und dachte, der will mich jetzt auf den Arm nehmen. Der will heute abend noch die Pumpe einbauen…

Ich sagte ihm, dass ich im Laufe des Vormittags am Folgetag bei ihm vorbei kommen würde. Ich fand das alles etwas komisch, da man so eine Hilfsbereitschaft ja gar nicht mehr kennt. Aber weit gefehlt…

Reiseblog - Harry auf der Leiter
Reiseblog – Harry auf der Leiter

So lernte ich das Einmannunternehmen Harry am nächsten Vormittag kennen. Er hat eine große Werkstatt, in welche auch größere Camper hinein können mit Bühne und den meisten Ersatzteilen.

Während ich die neue Pumepe einbaute, reparierte Harry eine Sache an meinem Kühlschrank und noch einige andere kleinere Sachen. An einem Camper ist immer etwas. Harry erzählte, er sei der fahrende Campernotdienst und würde an den Wochenenden die umliegenden Campingplätze abklappern für Reparaturen.

Reiseblog - Harrys Garage
Reiseblog – Harrys Garage

Diese Adresse ist Gold wert, so etwas gibt es nur noch ganz selten. Solltet ihr ein Problem mit dem Camper haben und in der Nähe oder auf der Durchreise sein, fahrt zu Harry. Ihr könnt dort im Grünen auch einige Tage verbleiben, wenn die Reparatur länger dauert. Wasser gibt es auch.

Reiseblog - Harrys Stellplatz
Reiseblog – Harrys Stellplatz

Am Ende wollte er von mir inklusive aller Ersatzteile € 130,- haben. Ich gab etwas mehr.

Und hier für alle seine Mobilnummer: +43 664 2609351 (Caravan Ramberger bei Google)

Harry, nochmals vielen Dank für Deine Dienste.

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