Foca – ein Sternchen an der türkischen Ägäis

Reiseblog - Foca - am Abend
Reiseblog – Foca – am Abend

Heute gibt es den ersten Artikel über die Türkei, genauer über den kleinen Touristenmagnet „Foca“ im Norden der Türkei Nähe Izmir.

Natürlich gibt es auch wieder viel zu lachen mit Annalena und ihrer guten Freundin Ricarda. Mir kommt es so vor, dass Annalena den Großteil ihres Wissens aus der Sesamstraße bezieht. Aber dazu kommen wir später in einem neuen Event: „Das simulierte Klassenzimmer.“

Reiseblog - Foca - Bucht Foca von oben
Reiseblog – Foca – Bucht Foca von oben

Jetzt erstmal in die Türkei: Ich habe am 19. Oktober 2022 versucht, von Bulgarien an einem kleinen Grenzübergang weit im Osten in der Nähe des schwarzen Meeres, mit meinem Erdbeben sicheren Camper in die Türkei einzureisen. Das klappte dann aber nicht. Das Wohnmobil war nicht auf mich angemeldet. Und ohne Vollmacht keine Einreise in die Türkei. Freundlich, aber bestimmt wurde ich zurückgewiesen.

Reiseblog - Foca - Stellplatz
Reiseblog – Foca – Stellplatz

Ich fuhr Richtung Westen und fand einen Biobauernhof zum Übernachten. Der junge Betreiber Anton, druckte mir die Vollmacht, welche ich per Email bekommen hatte, aus. Anton und seine Freundin waren generell sehr freundlich und laden Camper auf ihr Grundstück ein. Wer ein wenig mit anfasst auf dem Hof, kann, soweit ich mich erinnere, umsonst dort stehen. Sonst zahlt man € 10,-. Nichts desto trotz ein schöner Stellplatz zum Verweilen.

Reiseblog - Foca - Promenade
Reiseblog – Foca – Promenade

Nach zwei Tagen Bauernhof machte ich mich auf zum zweiten Versuch Mission Türkei. Und es ist immer wieder ein Abenteuer und spannend aufs Neue, wenn man zum ersten Mal eine fremde Grenze überquert: Man fragt sich insgeheim, wie die Menschen hier wohl sind, wie viel anders sie sind, als die eigene Kultur: Gehen sie vielleicht rückwärts? Oder haben anstatt Arme Gabeln? Oder werden Frauen als Männer und Männer als Frauen geboren? Was ja nach grün-linker Vorstellung in Deutschland neuerdings möglich wäre.

Reiseblog - Foca - Burgrundgang
Reiseblog – Foca – Burgrundgang

Nichts dergleichen. Keine Fraumänner oder Mannfrauen, alles wie vor der Grenze. Ich fuhr erstmal eine Tankstelle an und kaufte eine türkische SIM-Karte. Den ersten Abend verbrachte ich in der Nähe eines Bauernhofes. Aber jetzt will ich es kurz machen und schreibe ein andermal über meine ersten Erlebnisse und Eindrücke in der Türkei mit dem Wohnmobil.

In den kommenden Tagen hielt ich mich nicht lange auf der europäischen Seite auf und fuhr in kurzer Zeit auf den asiatischen Teil der Türkei. Ich besuchte Troja und Pergamon, worüber ich demnächst schreiben werde. In Pergamon sprachen mich auf deutsch zwei Türken an, welche in Deutschland leben und Urlaub in der Heimat machten. Zum Abschluss unserer Plauderei legten sie mir mittel bis nah, das malerische Fischerdorf „Foca“ zu besuchen. Also auf nach Foca, es war ja nicht weit weg.

Reiseblog - Foca - Segelboote mit Atatürkflagge
Reiseblog – Foca – Segelboote mit Atatürkflagge

Aber bevor wir in Foca ankommen, zunächst zurück zu unserem simulierten Klassenzimmer. Ihr müsst euch jetzt in eure Schulzeit zurück versetzen. Ich kann mich erinnern, dass in meinem Klassenzimmer jeweils zwei Schüler an einem Tisch saßen. Die Stühle waren aus Stahlrohrrahmen mit Holzsitzfläche und Rückenlehne, nicht wirklich bequem. Vorn gab es einen großen Schreibtisch für den Lehrer und dahinter an der Wand die große grüne Kreidetafel. Im Geist ziehen wir jetzt in eine dieser Klassen und setzen uns irgendwo. Es ist eine achte Klasse des Gymnasiums.

Reiseblog - Foca - in der Abendsonne
Reiseblog – Foca – in der Abendsonne

Ich stehe vorn, als der Lehrer. Und in der vorletzten Reihe ganz links außen, an der Fensterseite, sitzen zwei Freundinnen nebeneinander: Annalena und Ricarda. Annalena muss besonders gefördert werden. Sie hatte sich bei einem Sportunfall den Kopf an einer Trampolinstange angeschlagen. Vor dem Unfall war sie ein hochbegabtes Mädchen, besonders in Deutsch und Geografie, aber jetzt das Sorgenkind. Sie wusste vor dem Unfall schon, dass es Länder auf der Erde gibt, die 100.000e Kilometer entfernt sind, ein gewaltiger Wissensvorsprung vor den anderen Schülern.

Reiseblog - Foca - Panorama abends 2
Reiseblog – Foca – Panorama abends 2

Und ihre beste Freundin Ricarda hatte leider von ihrer Mutter beigebracht bekommen, Bildung beziehe man aus halben Hähnchen mit Pommes oder einer kleinen 350 Gramm-Tüte „Haribo Colorado“. Sie war den Reizen der Kinderwerbung für Süßigkeiten erlegen und schon als kleines Kind adipös – ein Drama. Es gab Gespräche mit den Eltern, die aber alle ohne Resultat blieben. Ich hatte den Hausmeister der Schule in der Vergangenheit angewiesen, durch zusätzliche Stahlstützen den Stuhl der Ricarda an ihr Gewicht, von jenseits der 110 Kilogramm anzupassen. Die Stühle waren vom TÜV leider nur bis 100 Kilogramm Gewicht zugelassen.

Gespräche mit Annalenas Eltern waren sinnlos, da sie ja einen bleibenden Schaden davon getragen hatte bei diesem Unfall des missglückten Saltos. Elternaufklärung würde dies auch nicht ändern. Keiner von uns hat im Entferntesten daran geglaubt, dass die kleine Annalena Baerbock mit diesen Voraussetzungen einmal Außenministerin der Bundesrepublik werden würde. Wir hofften alle, dass sie es zumindest bis zu einer qualifizierten Hilfskraft in einem Nagelstudio schaffte. Das ist die Ausgangssituation. Und jetzt wieder zurück zum Reisen.

Am 30. Oktober kam ich in Foca an. Die Camperapp „Park4Night“ wies mehrer Plätze aus, die mir aber nicht gefielen. Die erste Nacht verbrachte ich auf einem dieser Plätze. Am nächsten Tag fand ich am Abend dann aber etwas außerhalb einen Platz ganz nach meinem Gusto.

Reiseblog - Foca - Fregatte
Reiseblog – Foca – Fregatte

Er war windgeschützt, gepflastert und in einiger Entfernung zu einer Hauptstraße. Hier in der Türkei wimmelte es von herrenlosen Hunden. Sie waren überwiegend friedlich und zutraulich, aber die meisten sehr groß; vom türkischen Kangal abstammend. Es musste ja nur einer dabei sein, welcher aggressiv gegenüber Lotte war. Aber hier waren kaum Hunde und Lotte konnte ihren Aufgaben nachgehen.

Der Platz war so gut, dass er zum länger  verweilen einlud. Ich konnte hier auch mit meinen GFK-Reparaturen beginnen. Es war wieder einiges im Argen. Er gehörte zu einem Strandcafe, dass jetzt geschlossen war. Ich verbrachte eine ruhige Nacht. Am nächsten Morgen fuhr ein PKW mit deutscher Nummer vor. Ein älteres Ehepaar stieg aus und schloss das Cafe auf. Etwas später kam die Frau herüber und lud mich auf einen Cafe ein. Die beiden waren Türken und lebten lange in Deutschland. Mit Beginn des Rentenalters kamen sie hierher in ihre Heimat zurück und betreiben jetzt diese Strandbar.

Reiseblog - Foca - Bucht
Reiseblog – Foca – Bucht

Einen Tag später verlegte ich von der Seeseite auf die Rückseite der Strandbar auf eine ruhige Wohnstraße. Es war Wind aufgekommen und hier war ich bei meinen GFK-Reparaturen einigermaßen windgeschützt.

Und dann passierten zwei Vorfälle, die ich als außergewöhnich empfand. Aber bevor ich dazu komme, kehren wir wieder in das Klassenzimmer zurück:

Ich saß vorn auf dem Lehrerstuhl und vor mir meine 25 köpfige achte Klasse auf dem Gymnasium mit meinen beiden Problemfällen dazwischen. Ein Schüler las im Deutschuntericht eine Geschichte eines Mädchens vor, die sich morgens auf die Schule vorbereitet.

Reiseblog - Foca - Fußgängerzone
Reiseblog – Foca – Fußgängerzone

Nach der Geschichte sollte die Klasse über die Inhalte diskutieren. Irgendwann meldete sich Annalena und sagte: “ Ich stelle meine Zahnbürste nach dem Putzen immer in den Alierni und nicht auf den Tüsch.

Ich war, wie ich es später auch sehr oft war, mal wieder perplex über ihre Wortschöpfungen und musste das Gehörte erstmal analysieren. Dann sagte ich: „Annalena!!!: Es heißt nicht Alierni, sondern Alibert. Und du Ricarda, nimm den Finger aus der Nase und leg das Schweinebratenbrötchen weg. Ich habe sehrwohl gesehen, dass du schon zwei davon versteckt gegessen hast. Wenn du so weiter machst, kannst du nur noch mit der Sackkarre durch die Gegend geschoben werden.“ Ich machte mir wirklich Sorgen, was aus den Beiden noch werden sollte.

Gut, jetzt zurück zum Reisen und den beiden Vorkommnissen. Ich muss bemerken, dass ich eine derartige Hilfsbereitschaft, wie ich sie dort erlebt habe, sehr selten ist.

Reiseblog - Foca - Burg am Wasser
Reiseblog – Foca – Burg am Wasser

Ich hatte mich um das Wohnmobil an einem Tag etwas mit Wekzeug und Material ausgebreitet. Einige Außenblenden mussten wieder hergerichtet werden. Ein Pärchen im Alter zwischen 40 und 50 Jahre kam jeden Nachmittag vorbei bei einem Hundespaziergang. Sie grüßten jedesmal freundlich auf Englisch. An diesem Tag kam ich mit den Beiden ins Gespräch und er fragte, was ich reparieren würde. Ich erklärte, dass ich die Plastikteile an der Karosserie instandsetzen würde, mir aber langsam das Material ausgehe. Er antwortete, ich solle ihm aufschreiben, was ich bräuchte. Er würde dann ein paar Telefonate führen.

Circa eine halbe Stunde später kam er mit seinem PKW vorgefahren und forderte mich auf, einzusteigen. Wir fuhren nach Foca und hielten in einer Straße, wo es mehrere kleine Baumärkte gab. Nach einer halben Stunde hatte ich mit seiner Hilfe alles Nötige besorgt und wir fuhren zurück. Auf meine Einladung zum Abendessen ging er nicht weiter ein und setzte mich am Wohnmobil wieder ab. Irgendwie musste ich mich revanchieren. Ich kaufte an einem Büdchen um die Ecke eine Flasche Raki und fragte dort, wo mein Helfer wohnen würde. Hier kannte man sich untereinander und ich bekam die Adresse. Dort angekommen freute er sich sichtlich über mein kleines Geschenk.

Das zweite Erlebnis fand ein Tag später statt. Ich konnte doch jetzt wieder weitermachen mit dem neuen Material und hatte mich wieder in der Gasse etwas ausgebreitet. Am frühen Abend kam ein Anwohner mit dem Auto vor sein Haus gefahren. Nur einige Meter weiter stieg er aus und kam direkt zu mir herüber. Wir unterhielten uns wieder auf Englisch und er bot mir an, einen Freund, welcher Mechaniker ist, anzurufen. Dieser würde sogar hierher kommen, um mir zu helfen. Ich bedankte mich vielmals, lehnte aber ab, da ich das alles selbst machen konnte.

Ich hatte sehr angenehme Tage dort. Mit dem Fahrrad erkundete ich die Umgebung und Foca. Foca ist die Nachfolgesiedlung der antiken und mittelalterlichen griechischen Stadt Phokaia. Es gibt keine besonderen Attraktionen hier. Dennoch läd Foca mit Charme zum Verbleiben ein. Der Bereich an der Burg im Hafen ist autofrei. Es gibt viele Restaurants, wo man zwischen € 5,- und € 8,- gut essen kann, inklusive der Getränke. Die Umgebung von Foca ist typisch mediterran. Es gibt Pensionen und Hotels für kleine Münze oder auch mehr, wobei es sowieso in der Türkei deutlich billiger ist, als in Westeuropa.

Ich kann Reisenden diesen Ort, ob mit Wohnmobil oder nur PKW sehr empfehlen. Es lohnt sich dort ein paar Tage die Seele baumeln zu lassen.

Gut, das war der erste Artikel über die Türkei, die sich ganz anders zeigt, als wenn man pauschal in Side ein 4*Hotel bucht.

Und das Thema des nächsten Artikels steht noch nicht fest. Jedoch werden wir wieder Annalena und Ricarda, aber diesmal beim Schwimmuntericht begegnen.

3 Gedanken zu „Foca – ein Sternchen an der türkischen Ägäis“

  1. Hallo, toll geschrieben, witzig und unterhaltsam. Ich mag die Geschichte über Annalena und Ricarda…leider ist aus der Geschichte Wirklichkeit geworden und die mag ich gar nicht.
    In der Türkei scheint es ja recht entspannt zu sein. Liebe Grüße aus dem immer noch „winterlichen“ Düsseldorf

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  2. Chapeau, hab mich köstlich amüsiert…das fiktive Klassenzimmer war reines Kopfkino. So oder so ähnlich muss es gewesen sein! Viele Grüße nach Foca ins Wohnmobil und an die kleine Lotte!!!

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